Nizza
Ein Wochenende an der Côte d’Azur.
Mein Reisejahr 2019 startete ich mit einem kleinen Wochenendtrip nach Südfrankreich, genauer gesagt nach Nizza und Monaco. Ich wollte einfach einmal für ein paar Tage der Kälte Deutschlands entfliehen und ab in die Sonne.
Nizza war für mich immer – genauso wie Cannes und St. Tropez – der Inbegriff für Sommer, Sonne, Meer, Champagner, Yachten und Jetset. Irgendwie habe ich das immer miteinander verbunden, aber da sollte ich mich doch gewaltig getäuscht haben. Nizza ist mehr. Ich lernte so liebenswerte, nette und bodenständige Menschen kennen.
Meine Stationen in Nizza
Anreise
Wie fast alle Touristen bin auch ich mit dem Flieger angereist. Als Drehkreuz für die gesamte Côte d’Azur rangiert der Airport Nizza an dritter Stelle der Top-Ten der französischen Flughäfen was das Verkehrsaufkommen betrifft.
Er besteht aus 2 Terminals die mit Shuttlebusse (gratis) verbunden sind. Da ich am Terminal 2 gelandet bin nutzte ich also den Shuttle zum Terminal 1.
Da der Airport gerade einmal 7 km von Nizzas Zentrum entfernt ist, war der Transfer auch sehr einfach. Es fahren verschiedene Busse des öffentlichen Nahverkehres vom Flughafen bis in die Stadt. Da ich zum Hauptbahnhof „Gare SNCF Nice Ville“ wollte und es von dort aus mit der Tram weiter zu meinem Hotel ging, nahm ich also den Bus 99. Die Fahrt dauerte keine 20 Minuten und kostete 6 EUR. Also alles absolut unkompliziert.
Wellen, Wind, Sonne & Meer – Die Bucht der Engel
„Folg dem Wind und den Wellen…“ Natürlich führte mich mein erster Weg in Nizza erst einmal direkt zum Strand an die Promenade des Anglais.
Obwohl ich mich im Vorfeld ausführlich belesen und mir auch viele Fotos im Internet angesehen hatte, war ich vom Anblick des Meeres regelrecht erschlagen und überwältigt. Das hatte ich wirklich nicht erwartet! Wie sich die Côte d´Azur heute präsentierte war unfassbar schön! Das Meer leuchtete regelrecht azurblau – in allen Facetten und dazu dieser strahlendblaue Himmel.
Trotz dessen, dass es Ende Januar war, hätte ich am liebsten hineinspringen wollen. Doch leider, leider hatte ich ja … meine Badehose vergessen. Schade!
Baie des Anges – „die Bucht der Engel“. Bei diesem Anblick fiel mir ein – zugegeben – etwas melancholisches Zitat von Thomas Mann ein: „Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit.“. Wie Recht er damit hat.
Der Geruch von Freiheit, Ferne und Abenteuer lag in der Luft. Hier hätte ich noch stundenlang laufen können. Entlang der ca. 8 km langen Promenade des Anglais gibt es zahlreiche Sitzgelegenheiten. Die Promenade des Anglais ist auch bekannt für ihre weißen Pergolas mit den weißen Bänken und den vielen kleinen blauen Stühlen.
Alternativ kann man sich auch in eine der kleinen Bars, Restaurants oder Cafés zurückziehen, dies es zahlreich direkt unten am Strand gibt. Windgeschützt laden diese bei einem Kaffee oder einem coolen Drink zum Verweilen ein. Sonnenschein, einen Kaffee in der Hand und dem Treiben zuschauen – so kann man es aushalten.
Promenade des AnglaIs
Einst war Nizza für die britische Oberschicht der bevorzugte Ort um den Winter zu verbringen. Daher auch der Name Promenade des Anglais, was so viel bedeutet wie „Promenade der Engländer“.
Die „La Prom“, wie sie von den Einheimischen gern genannt wird, ist nach wie vor der Treffpunkt für alle die gerne sehen und gesehen werden wollen, für Strandspaziergänger, für Sporttreibende, für Straßenkünstler und für Touristen. Von Ihrer Anziehungskraft hat sie bis heute nichts verloren.
Startet man, wie ich am Parc de la Colline du Château (Burgpark), grenzt die Promenade des Anglais an das Stadtviertel „Vieille Ville“ (die Altstadt von Nizza). Es lohnt sich auf jeden Fall einen Stopp einzulegen. Hier findet man neben den üblichen Souvenirshops und Antiquitätenläden auch zahlreiche interessante Cafés, Bars und Restaurants deren Angebote von einfach pragmatisch über ursprünglich einheimisch bis hin zu höchsten Ansprüchen reicht.
Mein Tipp: Hier bei einem coolen Drink den Sonnenuntergang genießen.
Zahlreiche Palmen säumen den Boulevard und die Straßen. Endlos kann der Blick übers Meer streifen. Einfach mal treiben lassen. Die Baie des Anges sicher eine der schönsten Buchten an der Côte d’Azur.
Folgt man der Promenade des Anglais weiter, schließen sich dem Stadtteil Vieille Ville die Viertel Thiers, Gambetta und Les Baumettes an. Zahlreiche imposante Gebäude aus der Jahrhundertwende reihen sich hier wie Perlen auf einer Kette aneinander und zeugen von einer längst vergangenen Zeit.
Absolute Highlights sind zweifelsohne die Oper von Nizza, das Hotel Le Negresco, das Hotel Beau Rivage und das Palais la Mediterranee (ein ehemaliges Casino – heute ein Hotel).
Das im Stil der Belle Époque errichtete Luxushotel Le Negresco wurde 1912 eröffnet. Mit seinen über 96 Zimmern und 21 Suiten sicher eines der luxuriösesten Unterkünfte an der Côte d’Azur. Die Kuppel des Hauses wurde von keinem geringerem als Gustave Eiffel entworfen. Man sagt, der Busen seiner Geliebten hätte ihm hierfür Modell gestanden.
Das Palais la Mediterranee, ein ursprünglich im Art déco gestaltetes ehemaliges Casino, beherbergt heute ein 5 Sterne Hotel einer amerikanischen Hotelkette. Übrigens, der Open-Air-Pool des Hotels befindet sich in der 1. Etage direkt über den Eingangs-Arcaden mit einem grandiosen Blick aufs Meer.
La Colline du Château
Den wohl spektakulärsten Blick auf Nizza und auf die Bucht der Engel, hat man zweifelsohne vom Burgberg, La Colline du Château genannt. Hier gibt es zwar keine Burg mehr – der Aufstieg lohnt sich aber allemal.
Der Aufstieg auf den Burgberg, der die Altstadt vom Hafen trennt, ist recht einfach. Gleich am Anfang der Promenade des Anglais befindet sich die Treppe die man nicht verfehlen kann. Mit jedem Schritt des Aufstiegs erschlossen sich mir immer wieder neue Perspektiven.
Alternativ kann man auch einen Aufzug nutzen. Dieser verkehrt allerdings nicht im Winter und fährt auch nur bis auf etwa drei Viertel des Weges nach oben.
Nach 213 Stufen war dann die erste Etappe geschafft. Nizza und das glitzernde azurblaue Mittelmeer lagen mir in einem phantastischen Panoramablick zu Füßen. Was für eine Aussicht!
La Colline du Château ist mehr als einfach nur ein schöner Aussichtspunkt. Bereits die Griechen und die Römer siedelten hier. Allerdings sind heute nur noch die Ruinen einer Festung und der Cathédrale Notre Dame du Château zu besichtigen, die einst die Skyline Nizzas prägten. Daneben gibt es eine sehr schöne Parkanlage mit imposanten Aussichtsplattformen auf mehreren Ebenen und die in alle Himmelsrichtungen. Besonders spektakulär ist auch der künstliche Wasserfall. Ein schöner Ort zum Entspannen und zum Ausruhen.
Mein Tipp: Festes Schuhwerk nicht vergessen.
Gut zu wissen:
(Stand 2020)
Rue des Ponchettes – Rue de Foresta – Montée Montfort – 06300 NICE
08:30 – 18:00 Uhr – Anfang Oktober bis Ende März
08:30 – 20:00 Uhr – Anfang April bis Ende September
frei (öffentlich zugänglich)
Quartier du Port
Rund um den mondänen Hafen erstreckt sich Nizzas wohl angesagtestes Viertel – Quartier du Port oder einfach Le Port.
Hier findet man eigentlich alles, was man irgendwie mit Nizza und der Côte d’Azur in Verbindung bringt. Angefangen von gigantischen Megajachten, kleinen farbenfrohen Fischerboten bis hin zu riesigen Kreuzfahrtschiffen und Fähren.
Auch kulinarisch wird hier so einiges geboten. Der Hafen ist für seine urigen Fischlokale, seine trendigen und LGBTQ-freundlichen Cocktailbars und die eleganten Restaurants bekannt. Hier sollte man unbedingt einen Besuch einplanen. Neben zahlreichen Souvenirshops findet man auch eine große Auswahl an Antiquitäten- und Feinkostläden.
Nizza erwacht
Ein besonders magischer Moment war zweifelsohne Nizza in den frühen Morgenstunden zu erleben. Wie heißt es doch so schön? Der frühe Vogel fängt den Wurm. Besonders beeindruckend und stimmungsvoll zeigte sich Nizza kurz vor Sonnenaufgang. Fast malerisch kündigt sich der neue Morgen an – hier an der Einfahrt zum Yachthafen. Die ganze Stadt war in ein ganz besonderes weiches Licht getaucht.
Bis auf ein Paar Angler und vereinzelte Jogger, war noch niemand unterwegs. Diese absolute Ruhe, bis auf das leise Rauschen der Wellen und dazu dieses Licht – irgendwie magisch.
Marché a la Brocante & Marché aux Fleurs
Der eigentliche Grund für meinen Morgenspaziergang war natürlich der Besuch des traditionsreichen Marktes auf dem Cours Saleya. Dieser sehr populäre Open-Air-Markt befindet sich im Stadtviertel Vieille Ville und ist nur wenige Schritte vom Meer entfernt.
Mehrmals wöchentlich findet hier der Marché aux Fleurs (Blumenmarkt) statt und verwandelt den Cours Saleya in ein Feuerwerk aus Blüten, Duft und Farben. Montags wird hier allerdings statt Blumen und Pflanzen allerlei antiker „Krims“ und „Krempel“ auf dem Marché a la Brocante (Flohmarkt) angeboten.
Es gibt eigentlich nichts was es nicht gibt. Angefangen von Schmuck, Silber und Assessors über Keramik, Malerei, Spielwaren, Möbel und allerlei Kuriositäten bis hin zu Ersatz- und Einzelteilen für Haus und Garten wie einem Messingwasserhahn.
Wie war das doch so schön? Ist das Kunst oder kann das weg? Der Marché a la Brocante soll der bekannteste und größte seiner Art in ganz Frankreich sein.
Git zu wissen:
(Stand 2020)
Cours Saleya, 06300 Nice
Marché Aux Fleurs (Blumenmarkt)
06:00 – 17:30 Uhr (Dienstag bis Samstag)
06:30 – 13:30 Uhr (Sonntag)
Marché a la Brocante (Flohmarkt)
07:00-18:00 Uhr (Montag)
frei (öffentlich zugänglich)
Fontaine du Soleil – der Sonnenbrunnen
Meine Tour führte mich weiter zum Place Masséna – der „Guten Stube“ Nizzas, mit einer eher italienisch anmutenden Architektur. Highlight hier ist ohne Zweifel die Fontaine du Soleil (Sonnenbrunnen). Von Merkur, Venus, Erde, Mars und Saturn umrahmt thront Apollo mit einem Gewicht von 7 Tonnen über allem.
Mit einem Augenzwinkern erzählte mir ein älteres Ehepaar, als ich mir den Brunnen anschaute, dass Apollo und der Brunnen einige Zeit demontiert waren. Grund hierfür war Apollos Männlichkeit.
Als der Brunnen mit Apollo 1956 aufgestellt wurde sorgte seine schiere Nacktheit bei einigen Bewohnern Nizzas für Aufregung. 1970 wurde der Brunnen schließlich aus dem Stadtbild entfernt. Naja, wie es immer so ist: dem einen ist es zu groß, dem andern zu klein und der Dritte…
2011 war die Zeit dann wohl reif und die Gemüter beruhigt, dass man den Brunnen wiederaufbaute. Heute strahlt er wieder auf seinem angestammten Platz und die Sonne zieht hinter ihm ihre Bahnen.
Gut zu wissen:
(Stand 2020)
Place Massena, 06300 Nice
Musée NatIonal Marc Chagall
„Kunst ist das unaufhörliche Bemühen, es der Schönheit der Blumen gleichzutun.“ Marc Chagall
In der Avenue Docteur Ménard befindet sich das Musée NatIonal Marc Chagall, eines der, wie ich finde beeindruckendsten Bildergalerien. Marc Chagall war mit Sicherheit einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts, der mit seinem Schaffen die Kunstwelt nachhaltig beeinflusste.
In Peskowatik bei Witebsk in Russland geboren verstarb mit 97 Jahren in Saint-Paul-de-Vence in Frankreich. Bekannt wurde er vor allem für seine religiösen Bibel-Illustrationen und die farbenfrohen Werke.
Wie ich finde, ist das speziell für Marc Chagalls Werke erbaute Museum sehr gelungen und die Ausstellung sehr übersichtlich und sehr ansprechend. Mittels Audioguide (in sämtlichen Sprachen) werden die Bilder sehr verständlich erklärt.
Die Ausstellung ist nach autobiographischen Gesichtspunkten geordnet: Anfang in Russland und die Offenbarung in Paris, die „russischen Jahre“, zwischen den beiden Kriegen in Paris, der Krieg und das Exil in Amerika und Rückkehr nach Frankreich.
Gut zu wissen:
(Stand 2020)
Avenue Docteur Ménard, 06000 Nice
10:00 – 18:00 Uhr (Montag & Mittwoch bis Samstag)
Basilique Notre Dame
Nach so viel Kunst hatte ich erst einmal eine Stärkung nötig. Ich ließ mich in einem Café gegenüber der Basilique Notre Dame nieder und lies bei einem Kaffee dieses wirklich schöne und imposante Bauwerk auf der anderen Straßenseite auf mich wirken.
Wie in Paris gibt es auch in Nizza eine Basilika namens Notre Dame. Sie wurde zwischen 1864 und 1868 im neugotischen Stil erbaut und ist das größte Kirchenbauwerk Nizzas, jedoch nicht die Kathedrale.
Ihre beiden gewaltigen quadratischen Türme haben eine Höhe von 25 m. Das imposante Rundfenster am Hauptportal zeigt Motive der Wiederauferstehung. Was vielleicht etwas ungewöhnlich sein mag ist, dass die Basilique Notre Dame nachts mehrfarbig beleuchtet ist. Wie ich finde sehr imposant.
Gut zu wissen:
(Stand 2020)
37 B avenue Jean Medecin, 06000 Nice
Monument aux Morts
Direkt am Yachthafen, am Quai Rauba Capeù unterhalb des Burgberges Colline du Château befindet sich das imposante Denkmal Monument aux Morts. Für die Opfer des Ersten Weltkriegs errichtet, wurde es 1928 eingeweiht.
Krieg und Frieden werden in zwei Hochreliefs dargestellt. Die fünf Kriegsjahre werden durch die 5 Stufen symbolisiert, die hinauf zum Denkmal führen.
Gut zu wissen:
(Stand 2020)
Quai Rauba Capeu – Place Guynemer, 06300 Nice
Sunset in Nice
Mit einem sensationellen Sonnenuntergang verabschiedete sich Nizza. In diesem Falle möchte man meinen, dass Bilder mehr sagen als tausend Worte.
Bei diesem Anblick gingen mir ein Paar Zeilen von Alfred Meißner (1822-1885) durch den Kopf:
Abend am Meer
Oh Meer im Abendstrahl
an deiner stillen Flut,
fühl’ ich nach langer Qual
mich wieder fromm und gut.
Das heiße Herz vergisst
woran sich’s müd’ gekämpft,
und jeder Wehruf ist
zu Melodie gedämpft.
Kaum dass ein leises Weh
durchgleitet das Gemüt,
wie durch die stumme See
ein weißes Segel zieht.
Mein Fazit
Von Nizza bin ich mehr als begeistert. Eine Stadt mit einer wirklich spannenden Mischung. Die nicht enden wollende Promenade des Aglais, internationaler Jet Set, Luxushotels, Yachten, Sonne satt, französische mediterrane Küche und das türkisblaue Meer.
Aber auch sehr liebenswerte und offenherzige Menschen, eine Altstadt die sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt hat, kleine Märkte und interessante Museen wie das Musée National Marc Chagall sind das Markenzeichen Nizzas.
Ich habe wieder so viele neue Eindrücke mitgenommen, habe interessante Menschen kennengelernt und war ganz sicher nicht das letzte Mal an der Côte d’Azur.
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