Warnemünde
Ein Osterausflug an die Ostsee.
Kurzentschlossen entschied ich mich Ostersamstag einen Ausflug an die Ostsee zu unternehmen und wählte als Ziel Rostock Warnemünde.
Von Berlin aus ist Warnemünde mehr als einfach mit der Bahn zu erreichen. Zwischen Dresden und Rostock Warnemünde (Strand) verkehrt täglich mehrfach in beide Richtungen ein IC. Ich hatte auf der Webseite der Bahn 2 Wochen vorher ein Ticket (für Hin- und Rückfahrt) für unglaubliche 37,– EUR buchen können. Ein Preis der, wie ich finde unschlagbar ist.
Meine Highlights in Warnemünde
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Mein Tagesausflug startete ich um 7:36 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof. Die Fahrt ging über Oranienburg, Neustrelitz, Waren und Rostock Hbf und dauerte gute 2 Stunden. Einen Sitzplatz reservierte ich mir allerdings nicht extra. Vielleicht hätte ich es an diesem Tag einfach mal machen sollen, da der Zug doch relativ voll war. Schließlich hatte ich dann doch noch einen Klappsitz auf dem Gang ergattern können, was mich nicht wirklich weiter störte.
In Warnemünde am Bahnhof angekommen, kann es auch schon mal – abhängig von der Jahreszeit etwas sehr überlaufen sein. Direkt am Bahnhof befindet sich eine Touristeninformation. Allerdings ist in Warnemünde alles so gut überschaubar, dass man sich nicht verlaufen und gut zurechtfinden kann.
Das Ostseebad Warnemünde ist der nördlichste Stadtteil der Hansestadt Rostock.
Hier wo die Warnow in die Ostsee mündet, lag zunächst ein kleiner Fischerort. Warnemünde wurde 1195 erstmals urkundlich erwähnt und es war dabei noch lange nicht an ein Seebad zu denken. Zunächst bestritten die Menschen hier ihren Lebendunterhalt mit Fischerei und bescheiden Handel. Wenn man dem Alten Strom landeinwärts folgt und sich die kleinen Fischerhäuser betrachtet kann man seine Phantasie einmal freien Lauf lassen und versuchen sich vorzustellen wie das Leben zur damaligen Zeit war.
Seit 1323 gehört Warnemünde zu Rostock. Der touristische Badebetrieb begann um 1821, was Warnemünde dann zu einem international bekannten Seebad avancieren ließ. Rostock Warenmünde ist darüber hinaus auch für seinen Überseehafen bekannt. Neben Hamburg ist Warnemünde heute einer der bedeutendsten Kreuzfahrthäfen Deutschlands.
Leuchtturm und Westmole
Wie immer, führte mich mein erster Weg in Warnemünde, rechts am „Alten Strom“ entlang, vorbei an den unzähligen Fischkuttern hin zum Leuchtturm und zur Westmole. Man könnte meinen ich müsste mich immer erst einmal davon überzeugen, dass beides noch da ist.
Sobald ich die Mole betreten habe und ich den Leuchtturm erblicke, kommt in mir immer ein Gefühl auf als würde meine Seele Flügel kriegen und ich könnte alles was mich belastet loslassen. Irgendwie ein ganz tiefes Gefühl von Unendlichkeit und Freiheit gepaart mit ein wenig Melancholie. Dann gilt für mich nur noch eine Devise: ganz tief durchatmen und einfach nur genießen.
Ein Fischbrötchen auf die Hand & einen Schnack mit auf den Weg
Wenn ich mir nicht schon auf dem Weg zur Mole ein Fischbrötchen gegönnt habe, dann ist es spätestens jetzt soweit. Fisch geht ja bekanntlich bei mir immer.
Hier am Alten Strom gibt es alles was das kulinarische Herz begehrt. Angefangen vom klassischen Fischbrötchen mit Matjes, Backfisch, Stremellachs über Aal, Garnelen bis hin zu klassischem Fish & Chips. Die gesamte maritime Bandbreite wird angeboten. Ob ein Brötchen auf die Hand oder ganz gediegen in einem der zahlreichen Restaurants, hier findet wirklich jeder etwas.
Ich liebe den norddeutschen Schnack und die hanseatische Mundart. Für mich verkörpert sie Bodenständigkeit, Weltoffenheit, Liberalität und auch ein bisschen Sturheit – auf jeden Fall aber ganz, ganz viel Herz.
Aus eigener Erfahrung, kann ich jeden nur stets raten darauf zu achten was sich über dem eigenen Kopf abspielt – zumindest solange man ein Fischbrötchen oder etwas anderes Essbares in der Hand hat. Die gefiederten Freunde sind ziemlich gierig & hungrig und dabei ganz schön frech.
Frischer geht es nicht! Frischer geräucherter Fisch in allen Variationen. Egal wo ich am Meer unterwegs bin, für mich ist es immer ein Muss mir etwas für zu Hause mitzunehmen.
Leuchtturm und Teepott
Der Leuchtturm und der Teepott sind die Wahrzeichen der Warnemünder Seepromenade und als Gesamtbild schon von weitem ein unverwechselbares Statement. Das „Markenzeichen“ des Teepotts ist natürlich die auffällige Dachkonstruktion.
Im Jahre 1968 wurde der Rundbau auf den Fundamenten des im Jahre 1925 an selber Stelle befindlichen Teepavilions errichtet. Angeknüpft an alte Traditionen, ist jetzt hier wieder ein Restaurant untergebracht. Bei der Planung hatte man sich an der „Schwangeren Auster“ (der West-Berliner Messehalle / dem heutigen Haus der Kulturen der Welt) orientiert, was dem damaligen Zeitgeschmack entsprach. Ich finde die Architektur auch heute noch sehr ansprechend, zeitgemäß und ästhetisch.
Seit 1984 steht dieser Bau wegen seiner Dachkonstruktion unter Denkmalschutz.
Auch wenn ich schon unzählige Male in Warnemünde war, es ist erstaunlich aber ich habe es jetzt erstmalig geschafft den Leuchtturm zu besteigen. Und ich bin wirklich mehr als begeistert. Der Blick von hier oben ist unglaublich schön.
Der Turm wird heute zwar noch als Leuchtfeuer zur Orientierung für die Schifffahrt genutzt, allerdings hat er heute hauptsächlich Bedeutung für den Tourismus vor Ort. Nachdem man die unglaublich enge Wendeltreppe erklommen hat, hat man auf zwei Ebenen einen atemberaubenden Blick über die gesamte Bucht Warnemündes. Es ist einfach nur schön – diesen Ausblick und das Stück maritime Tradition sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Im Inneren findet man sehr gute Erklärungen zur Funktionsweise des Leuchtfeuers. Besonders beeindruckend bei meinem Besuch fand ich die Art und Weise wie der „Kaptain“ am Einlass auch mit den jüngsten Besuchern umgegangen ist und selbst die Kleinsten mit ein bisschen Seemannsgarn von seinem Leuchtturm begeistern konnte.
Für die Unterhaltung und Wartung des Leuchtturms ist seit 2020 das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee zuständig. Ergänzend dazu hat die touristische Betreuung der gemeinnützige örtliche Verein „Förderverein Leuchtturm Warnemünde e.V.“, größtenteils ehrenamtlich übernommen.
Gut zu wissen:
Am Leuchtturm, 18111 Warnemünde
von Ostersamstag bis zum 1. Wochenende im Oktober täglich von 10:00 bis 19:00 Uhr
(letzter Einlass 18:30Uhr)
Erwachsene 2,00 €
Ermäßigte 1,00 €
Familien 4,00 €
Wasser, Wind & Wellen – und meine Welt ist in Ordnung
Das Highlight in Warnemünde ist natürlich wie überall an der Ostsee, der Strand, der Wind, das Wasser und die Wellen. Ich könnte stundenlag am Wasser entlanglaufen oder einfach nur aufs Meer hinaussehen und dabei die Zeit vergessen.
Mit einer Gesamtlänge von 2,2 km und einer Breite von 40 bis 200 m zwischen der Westmole und dem Küstenwald Stoltera ist der Strand von Warnemünde der breiteste Ostseestand ganz Mecklenburg-Vorpommerns. Dazu feiner weißer Sand, kaum Steine und ein flachabfallendes Ufer und eine nicht so starke Brandung – perfekt für einen Badespaß für die ganze Familie. Wahlweise kann man sich einen Strandkorb mieten oder es sich auch einfach nur auf seinem Badehandtuch bequem machen.
Da es mir mit 10 Grad doch etwas zu kalt zum Baden war, zog ich einen Strandspaziergang vor und bin die ganzen 2,2 km bis zum Küstenwald Stoltera abgelaufen. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass egal in welchem Abschnitt man sich gerade befindet, die Ostsee so viele Gesichter hat und es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Immer wieder neue Fotomotive…
Abseits der Touristenmassen kurz vor dem Küstenwald Stoltera am Weststrand.
Man sollte es allerdings vermeiden die abgesperrten Bereiche der Dünen zu betreten. Sie sind ein wichtiger Schutz vor Sturmfluten, die auch hier an der Ostsee auftreten können. Zudem sind sie Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten.
Strandpromenade
Wer es etwas geschützter mag, spaziert der Strandpromenade entlang. Parallel zum Strand erstreckt sich die Flaniermeile etwa 2 km, zwischen Teepott und Leuchtturm vorbei am Kurhaus und dem legendären Hotel Neptun bis hin zum Weststrand.
Hier gibt es viel zu bestaunen. Zahlreiche Cafés und Restaurants laden zum verweilen ein. Neben Kunsthandwerk findet man hier auch die unterschiedlichsten Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Dominieren den vorderen Teil der Promenade große Prachtbauten, findet man auf Höhe des Weststrandes zahlreiche Villen und Ferienhäuser aus vergangenen Zeiten.
Auf ganzer Länge erstreckt sich seeseitig nichts als Dünen, Strand und Meer. Es eröffnen sich einem, immer wieder neue Perspektiven. Der unverbaute Blick lädt zum Verweilen ein. Bei gutem Wetter kann man am Horizont den einlaufenden Frachtern zum Rostocker Überseehafen folgen.
Auf der Warnemünder Seepromenade gibt es aber auch Kunst zu bestaunen. So steht auf Höhe des Hotel Neptun die Bronze-Skulptur „Möwenflug“ von Reinhard Dietrich aus dem Jahre 1976. Vom Leuchtturm ist sie in weniger als 10 Minuten zu Fuß zu erreichen.
Reinhard Dietrich (14. Februar 1932 – 7. März 2015) war einer der bedeutendsten Bildhauer der DDR. Dietrich wurde mit zahlreichen wichtigen Auszeichnungen geehrt. Beispielsweise erhielt er 1971 & 1977 den Kunstpreis des Bezirkes Rostock, 1975 den Kunstpreis der Stadt Rostock, 1979 den Kunstpreis der DDR, 1985 dem Preis der Biennale Rauma in Finnland und 1988 dem Nationalpreis der DDR III. Klasse.
Drachen
Für mich persönlich sind die unzähligen Drachen am Himmel über dem Strand von Warnemünde immer ein besonderes Highlight. Hier scheinen die Einheimischen und die Urlauber ein besonderes Faible für zu haben. Ich könnte stundenlang dem bunten Treiben zusehen ohne mich zu langweilen und würde dabei immer wieder etwas Neues entdecken.
Neben dem jährlich stattfindenden Drachenfest Anfang September, kann man auch während der restlichen Zeit des Jahres immer wieder Akteure mit ihren Drachen und Fluggeräten in Aktion erleben. Das Motto ist hier nicht „schneller, höher, weiter“, sondern einfach nur Spaß zu haben.
Südseite des Alten Stroms
Wie eingangs schon geschrieben, war Warnemünde nicht schon von Anbeginn an ein Seebad. Die Geschichte reicht viel länger. Wenn man sich abseits des scheinbar unendlichen Touristenstroms bewegt und genau hinschaut, kann man noch heute das andere Gesicht Warnemündes entdecken.
Am südlichen Ende des Alten Stroms steht das 1891-1892 errichtete Zollfahndungsamt. Es ist ein klassisches Beispiel für einen, oft im hanseatischen Raum anzutreffenden neogotischen Baustiel. Dieser wurde vom deutschen Architekten Gotthilf Ludwig Möckel entworfen. Möckel (22. Juli 1838 – 26. Oktober 1915) war für eine Vielzahl von Kirchenbauten im norddeutschen Raum verantwortlich, hervorzuheben ist hier die Restaurierung des Doberaner Münsters von 1882 bis 1896.
Auch hier am südlichen Ende des Alten Stroms gibt es wieder Kunst zu entdecken. Visavis dem Zollfahndungsamt befindet sich die Skulptur „südliches Firmament“. Es ist ein Werk der Deutsch-Schwedischen Bildhauerin und Malerin Helmtrud Nyström und wurde im Zuge der Neugestaltung des Areals um den Alten Strom am 6. Juli 2000 eingeweiht. Nyström, die 1939 in Hannover geboren wurde lebt seit 1962 in Schweden.
Das Kunstwerk ist eine Auftragsarbeit der Stadt, das die Geschichte der Astronomie thematisiert und mittels Darstellung der Sternzeichen dem Betrachter das Firmament näherbringt. Imposant präsentiert sich der Bronzeglobus auf seinem hellen Granitblock.
Gut zu wissen:
Altes Zollamt
Am Strom 1
18119 Rostock – Warnemünde
Beim Spaziergang um den südlichen Alten Strom, der etwa 30 bis 45 Minuten (abhängig von der eigenen Laufgeschwindigkeit) in Anspruch nimmt, entgeht einem die schöne Architektur der einstigen Fischerhäuser kaum. Liebevoll herausgeputzt mit ihrem maritimen herzlichen Charm sind sie ein Zeugnis vergangener Tage. Dabei gleicht nicht ein Giebel dem anderen.
Nach dieser letzten Runde und einem letzten Blick Richtung Meer war es an der Zeit die Heimfahrt anzutreten. Natürlich nicht ohne mich vorher noch mit dem einen oder anderen leckeren Räucherfisch für zu Hause einzudecken. Auch die Rückfahrt nach Berlin war sehr unproblematisch und entspannt.
Mein Fazit
Ohne viel Worte zumachen – es war ein mega entspannter Tag. Warnemünde ist immer eine Reise wert. Dabei ist es – wie ich glaube – egal zu welcher Jahreszeit man hier herkommt.
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